Inbetriebnahme der ILS Augsburg

Die ILS Augsburg bereitet sich auf einen spannenden Neuanfang im historischen Glaspalast Augsburg vor. Mit dem Umzug schafft die ILS den notwendigen Platz für die wachsende Anzahl an Notrufen und Einsätzen. Die gleichzeitige Modernisierung der Technik gewährleistet, dass auch in Zukunft schnell und zuverlässig geholfen werden kann.
Das außergewöhnliche Gebäude, das durch seine markante Glasarchitektur und offenen Räume besticht, bietet eine einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne. Der Glaspalast, einst ein Zentrum industrieller Innovation, wurde sorgfältig renoviert und beherbergt heute eine Vielzahl von Unternehmen, Start-ups und kreativen Büros, die ein lebendiges und inspirierendes Umfeld schaffen. Mit großzügigem Platzangebot und fortschrittlicher technischer Ausstattung bietet er eine Umgebung, die perfekt auf die Bedürfnisse der ILS zugeschnitten ist.
Stefan Würz (Bild rechts), Leiter der ILS Augsburg, hat uns im Interview Einblick in die Hintergründe und Ziele des anstehenden Umzugs gewährt:

Herr Würz, Sie betreiben seit 2008 das Amt für Brand- und Katastrophenschutz an der Feuerwache 1 in der Berliner Straße die Integrierte Leitstelle. Was sind die Gründe für den Umzug in das neue Gebäude?
Die bisherigen Räumlichkeiten sind schlichtweg zu klein geworden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen sind die Einsatzzahlen seit 2008 stark angestiegen; allein in der Notfallrettung um etwa 50 %. Die Bevölkerungszahl in unserem Einzugsgebiet ist um etwa 90.000 Menschen auf jetzt 940.000 Einwohner gewachsen, was sicherlich eine Ursache für das gestiegene Einsatzaufkommen ist. Und diese Einsatzsteigerung führte natürlich zu einem Anstieg des Personals. Zum anderen sind neue Aufgabenbereiche hinzugekommen, wie beispielsweise der TETRA-Digitalfunk, die IT-Sicherheit und eine deutlich stärkere Digitalisierung in der Einsatzabwicklung. All dies erfordert zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die entsprechenden Platz benötigen.
Seit wann laufen die Planungen und Vorbereitungen?
Gemäß den Vorgaben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern (BayStMI) müssen die Hardwarekomponenten in den Integrierten Leitstellen zyklisch erneuert werden, um mit den technischen Anforderungen Schritt zu halten und so die Leistungsfähigkeit der Leitstellen sicherzustellen. Im Zuge dieses großen Hardwareaustauschs wird auch der Umzug in die neuen Räumlichkeiten realisiert. Die Planungen und Vorbereitungen für den Umzug in den Glaspalast laufen seit 2022 in enger Abstimmung zwischen uns als Auftraggeber, dem Vermieter des Gebäudes, dem Fachplanungsbüro und insbesondere mit dem Lieferanten der Leitstellentechnik, der eurofunk Kappacher GmbH. Eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten im Rahmen des Projektmanagements war und ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. Diese Abstimmung erfolgte von Anfang an in Form von Workshops, persönlichen Gesprächen, Reviews von Planungsunterlagen sowie gemeinsamer Überprüfung des Baufortschritts vor Ort.
Wie sind die neuen Räumlichkeiten im Glaspalast ausgelegt, wie viele Arbeitsplätze gibt es dort?
Im Glaspalast sind neben den technischen Einrichtungen auch die Büros der Verwaltung sowie Schulungs-, Sozial- und Ruheräume untergebracht. Insgesamt stehen uns ca. 1.400 m² Fläche zur Verfügung. Das Herzstück der Leitstelle stellt der 350 m² große Betriebsraum dar. Dort sind für die Abwicklung von jährlich etwa 105.000 Einsätzen in der Notfallrettung, 13.000 Feuerwehreinsätzen und rund 60.000 Krankentransporten insgesamt 16 Einsatzleitplätze (ELP) und zwei Ausnahme-Abfrageplätze (AAP) vorgesehen. Dazu kommen noch ein Einsatzleitplatz und sechs Ausnahme-Abfrageplätze (AAP) auf der Feuerwache 1 der Berufsfeuerwehr, die wir bei Sonderlagen zur Bewältigung des erhöhten Notrufaufkommens zusätzlich besetzen können. Diese sind mit einer sogenannten Dark-Fiber-Verbindung an den Glaspalast angebunden.
Wie sieht die technische Ausstattung der neuen ILS aus, in welchen Bereichen gibt es technische Fortschritte?
Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten stehen uns mehrere deutliche Fortschritte bevor. Die Einführung einer neuen, auf virtualisierten Servern basierenden IT-Infrastruktur wird erhebliche Verbesserungen in puncto Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit bringen. Damit stellen wir sicher, dass die ILS ihre Aufgaben auch unter anspruchsvollen Bedingungen zuverlässig erfüllen kann. Das zentrale Kommunikationssystem der Leitstelle wird erneuert und vollständig auf IP-Technologie (IDDS UCiP) umgestellt. Ebenfalls redundant ausgelegt ist die neue TK-Anlage. Diese wird einerseits für die Verwaltungstelefonie genutzt, steht uns aber auch als Rückfallsystem für die Notrufabfrage zur Verfügung. Mit dem emc2 Funk-Bediensystem steht uns ein weiteres Rückfallsystem (NE2) auf neuester Hardware zur Verfügung. Die Bedienung erfolgt mittlerweile über moderne Notebook-Technologie mit Touch-Bildschirm. Auch die Medientechnik wurde neu konzipiert – auf insgesamt sechs Großbildschirmen werden jetzt einsatzrelevante Informationen für die Disponenten visualisiert.
Für den Fall eines großflächigen Stromausfalls werden wir von zwei unabhängigen USV-Systemen vorgesorgt und eine Einspeisung für eine Netzersatzanlage (NEA) wurde installiert. Damit können wir den Betrieb der ILS aufrechterhalten, bis die öffentliche Versorgung wieder hergestellt ist.
Nicht zuletzt wird die moderne Raum- und Klimatechnik maßgeblich zur Verbesserung unserer Arbeitsumgebung beitragen. Die neuen Leitstellentische eurofunk eDESKc sind unter anderem darauf ausgelegt, den Geräuschpegel effektiv zu reduzieren, um so zusätzlich zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre beizutragen.
Herr Würz, vielen Dank für die aufschlussreichen Einblicke. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung des Umzugs.