Hin und wieder zurück – unser Abenteurer hat geankert
Daniel, wie hast du dich auf diese Reise vorbereitet – sowohl physisch als auch mental?
Die Vorbereitung im Vorfeld war sehr kurz, da ich bis zum letzten Augenblick in der Firma war. Zur Sicherheit haben wir uns vor der Abreise noch ein Kommunikationsmittel besorgt. Ein Iridium Go mit Sattelitenempfang um e-Mails zu schreiben und Wetterinformationen zu erhalten. Denn mit den kleinen Kindern (5 und 1 Jahr) wollten wir nicht ohne Wetterdaten auf dem Schiff sein.
Mit Kindern eine solche Reise antreten – wie haben sie auf das Leben an Bord und die langen Etappen auf See reagiert?
Nicht so schlecht, die Abfahrten aus den Häfen waren teilweise schwierig. Dort gab es mehr Action, auch Internet um mit der Oma zu telefonieren oder der besten Freundin. Das soziale Umfeld hat gerade meiner Großen schon sehr gefehlt.
Die Energie der Kinder kanalisiert man durchs Laufen lassen auf und unter Deck und sie auch mal Klettern zu lassen – wo es für uns in Ordnung war. Turnübungen am Stand waren immer möglich!
Man muss aktiv mit den Kindern arbeiten und besonders wichtig war die Tagesroutine – Aufstehen, Frühstück machen, Zähne putzen, an Bord helfen, Spielen, Schulvorbereitung und viel Vorlesen. Auf den Etappen auf See habe ich diverse Bücher vorgelesen, unter anderem Herr der Ringe. Ich war mir am Anfang nicht so sicher ob meiner Tochter das gefällt, aber in ihrem Kopf sahen die Orks dann ganz lieb aus.
Und die Sicherheit an Bord?
Die Turns auf dem offenen Meer haben wir versucht so lange wie möglich zu halten. Ziel war soviel Strecke wie möglich, so schnell wie möglich zu machen und dann wieder mehr Zeit in einem Hafen zu haben.
Auf den langen Phasen auf See war das Schlafen und das Abwechseln und das Aufpassen auf die Kinder natürlich ein Thema. Der Autopilot übernimmt einen großen Teil, aber es muss trotzdem jemand wach sein und alles im Auge behalten.
Wir haben uns das so eingeteilt, dass ich von 23-3 oder 23-2 Uhr immer meine 3 Stunden durchgehenden schlafen konnte und meine Partnerin diese Zeit übernommen hat. Den Rest vom Schlaf habe ich dann versucht untertags nachzuholen. Auf den längeren Trips merkt man dann schon, dass das an einem zehrt.
Wenn die Bedingungen es erforderten wurden die Kinder auch mit Leinen an Bord gesichert. Als Eltern trifft man dann ohnehin alle Maßnahmen, die notwendig sind.
Welche Rolle haben moderne Technologien auf der Reise gespielt?
Das Segeln, wie ich es betreibe ist basic. Bis auf das Kommunikationsgerät ist keine Technologie mit an Bord. Bis zum letzten Aufenthalt im Mittelmeer hatten wir noch nicht einmal ein Kühlschrank. Alles Technologische braucht Strom und mit max. 2 Solarpaneelen ist auf dem Boot der Platz begrenzt. Überhaupt versuche ich alles Elektrotechnische zu vermeiden. Das Seewasser und die salzige Luft setzt allen Geräten unweigerlich zu und sie werden kaputt. Navigieren habe ich mit Karten und Navigationsbesteck gelernt und den Ozean kann man mit dem Sextanten überqueren.
Je weniger mit an Bord ist, desto weniger kann kaputt gehen. Es gibt ja auf See keine Möglichkeit große Reparaturen durchzuführen und wie erreicht man dann den nächsten Hafen, wenn etwas kaputt gegangen ist, dass zum Weitersegeln unbedingt notwendig ist? Mein Boot ist so klein, dass ich zum Glück alles händisch machen kann.
Was waren die größten Herausforderungen, die ihr unterwegs gemeistert habt?
Ja, da gab’s einige. Gemeistert haben wir die bekannten navigatorischen Herausforderungen wie die Strömungen vor der Küste Südafrikas. Und Starkwind hatten wir zwischen Neuseeland und Neukaledonien. Bedingt durch den dortigen Winter.
Die Reise war dann ruhig bis kurz vor Schluss über den Nordatlantik. Dort war das Wetter ganz anders als normal. Die Südwestwindzone hat sich nicht aufgebaut, die Tiefdruckgebiete sind nicht gewandert, wie sie wandern würden und das Azorenhoch war nicht präsent. Das sind die ausschlaggebenden Faktoren, nach die man sich als Segler richtet.
Spannend war auch die Begegnung mit den Orcas nach Gibraltar. Dort versenken die Wale aus Spaß am Spielen gern Schiffe oder beißen die Ruder ab. Man hält sich dann an alle Hinweise, um dieser Begegnung aus dem Weg zu gehen.
Welche Erlebnisse oder Begegnungen unterwegs fandet ihr als Familie am beeindruckendsten?
Immer wieder die Sonnenuntergänge. Obwohl ich schon so viele schöne und beeindruckende Sonnenuntergänge gesehen habe und ich mir denke ich mach kein Foto mehr, mache ich dann doch wieder eines.
Ein denkwürdiges Erlebnis mit den Kinder war unsere Begegnung mit den Tintenfischen. Wir haben unterwegs eine Schule von Tintenfischen durchfahren. Sie sind auch an Bord gesprungen und geschwemmt worden. -Es war alles voller schwarzer Flecken. Und danach haben wir sie in der Pfanne gebraten.
Auch alte Bekannte und Freunde wieder treffen, die entweder auch unterwegs sind oder auf der Strecke leben. Und obwohl wir uns teilweise jahrelang nicht gesehen haben, ist die Freundschaft unverändert – als hätten wir uns gestern das letzte Mal gesprochen.
Es war die gesamte gemeinsame Zeit das Schönste an dem Abenteuer.
Nach einer solchen Reise: Wie fühlt es sich an, wieder in den Alltag zurückzukehren?
Nach eineinhalb Monaten hatte ich wieder das Gefühl im Alltag zurück zu sein.
Für meinen kleinsten war es nicht tragisch – er nimmt alles wie es kommt.
Meine Große hat sich etwas schwerer getan. Das Umfeld lebt weiter und man lebt sich auch in einem Jahr auseinander. Das spürte sie schon. Seit Schulbeginn hat es sich dann wieder eingependelt.
Und wie geht’s weiter mit dem Schiff?
Das Schiff wird adaptiert, Teile und Systeme werden erneuert und eine Kabine wird wieder zur Schlafkabine umfunktioniert. Ansonsten liegt es sicher in Italien – für kleine Familienauszeiten.
Den Anfang seiner Geschichte lest ihr hier >>